Charlotte Rutz
Psychologie und Psychotherapie


Seminarreihe "Jugendhilfe spezial"

Fachlicher Input und interdisziplinärer Austausch mit Fachkolleg*innen im handlichen 3-Stunden-Online-Format.


Zielgruppe: Fachkräfte der Jugendhilfe im weiteren Sinne (ambulante und stationäre Jugendhilfe, Jugendamt, KiTa und Hort, Schulsozialarbeit, ...).

Dauer: 3 Stunden.

Methoden: Fachlicher Input zum jeweiligen Thema, Arbeit in Kleingruppen, kleine Selbsterfahrungs-Elemente, gemeinsame Reflektion.

Buchung und Kosten: Buchbar als "Inhouse"-Angebot für psychosoziale Einrichtungen; 400,- € pro Seminar zzgl. 19% Umsatzsteuer. 


Seminar 1: Regulation und Co-Regulation von Affekten: Der Zusammenhang von innerem Erregungsniveau mit Leistungs- und Beziehungsfähigkeit – und wie wir diesen Zusammenhang für unsere Arbeit nutzen können.

Basierend auf einem erprobten Arbeitsmodell der inneren Erregung erarbeiten wir uns die Zusammenhänge von emotionalem Stress und der Fähigkeit zur Informationsverarbeitung. Ist die innere Erregung zu hoch oder zu niedrig, verändert sich die neuronale Verarbeitung und somit die Fähigkeit eines Menschen, mit anderen Personen in Kontakt zu sein, Informationen aufzunehmen und adäquat zu verarbeiten. Ein Wissen um diese Zusammenhänge kann die Qualität unserer Klient*inn*enkontakte deutlich verbessern und bietet auch Potenzial für die alltägliche Erziehungs- und Beratungsarbeit.


Seminar 2: Kinder psychisch kranker Eltern.

In diesem Seminar geht es um die Auswirkungen von seelischen Erkrankungen der Eltern auf das Aufwachsen und die soziale Realität der betroffenen Kinder. Risikofaktoren für die kindliche Entwicklung sowie sinnvolle Unterstützungsmöglichkeiten werden gemeinsam erarbeitet.


Seminar 3: Dissoziation bei traumatisierten Kindern und Jugendlichen.

Kinder und Säuglinge, die extrem bedrohliche Situationen erleben, sei es Vernachlässigung, körperliche Grenzüberschreitungen oder eine gefährliche Lebensumwelt, versuchen sich zu schützen – sie versuchen, sich vor den Geschehnissen fernzuhalten. Körperlich können sie zwar nicht weglaufen, aber seelisch können sie es. Dissoziation ist eine Möglichkeit, überfordernde und vor allem sich wiederholende Schrecken zu überleben. Das Kind baut eine seelische Barriere zwischen sich und der Gefahr auf, es lindert damit seine Not und Angst (Text leicht verändert aus: S. Wieland, 2014, S. 17). In diesem Seminar wollen wir gemeinsam einen verstehenden Zugang zum vielfältigen Phänomen der Dissoziation suchen und daraus angemessene Haltungen und Reaktionsweisen in unserer alltäglichen Arbeit mit den betroffenen Kindern ableiten.


Seminar 4: Die seelische Entwicklung in den ersten Lebensjahren - Entwicklungsrisiken erkennen lernen.

Über das "schlechte Bauchgefühl" hinaus - wie lässt sich die emotionale Entwicklung von Babys und Kleinkindern so in Worte fassen, dass auch entwicklungsgefährdende Aspekte nachvollziehbar beschrieben werden können? Wir wollen gemeinsam hinschauen und die entwicklungspsychologischen Hintergründe des beobachtbaren Verhaltens analysieren, um unsere fachliche Handlungssicherheit im Umgang mit den Jüngsten auf ein tragfähiges Fundament zu stellen.


Seminar 5: Pubertät und Adoleszenz.

Die Pubertät stellt unsere Heranwachsenden vor große Aufgaben. Sie bringt das Potenzial für kleine und große Krisen mit sich: Vielerlei körperliche und seelische Umbauprozesse finden statt. Am Ende wird kaum noch etwas sein, wie es war. Die Jugendlichen erkennen sich manchmal selbst nicht wieder – ganz zu schweigen von uns Erwachsenen ... gemeinsam betreten wir fremdes Land, und die Orientierung fällt oft schwer. Alte Sicherheiten tragen nicht mehr, neue sind noch nicht in Sicht. Heranwachsende in der stationären Jugendhilfe haben zu alldem noch eine weitere, besondere Aufgabe: Sie müssen ihre Entwicklung als Fortsetzung ihrer unterbrochenen - und manchmal äußerst belasteten - Lebensgeschichte gestalten und bewältigen. Sie müssen sich mit sozialen Bezugssystemen aus der Vergangenheit und der Gegenwart auseinander setzen und ihre Positionen darin finden, damit sich schließlich ihre eigene Identität entfalten kann. Für ihre Bezugspersonen ist es oft äußerst herausfordernd, sie darin zu begleiten. Nicht selten kommt es zu Konflikten oder besorgniserregenden Krisen, in denen auch die wohlmeinendsten Erwachsenen an ihre Grenzen geraten.


Seminar 6: Die Weitergabe von Traumatisierung an die nächste Generation.

Unter einer seelischen Traumatisierung versteht man ein Geschehen, das von der betroffenen Person als größer als sie selber wahrgenommen wird und mit Gefühlen von existenzieller Bedrohung, Ohnmacht und Hilflosigkeit einher geht. Für traumatisierte Menschen ist der Umgang mit bestimmten Emotionen oder Situationen manchmal äußerst schwierig oder auch völlig überfordernd. Dies kann sich auch prägend auf die Beziehung zu den eigenen Kindern auswirken. Nicht nur auf die "Kriegskinder" trifft das zu, sondern vor allem auch auf Menschen, die selbst in problematischen Bindungszusammenhängen aufgewachsen sind. In der Jugendhilfe treffen wir oft auf Familiensysteme, in denen in mehreren Generationen Anzeichen von Traumatisierung, insbesondere auch Bindungstraumata, festzustellen sind. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit den Wirkmechanismen der "Weitergabe" an die nächste Generation sowie mit möglichen Ansätzen für eine Veränderung dieser Dynamik.